Mimikry, 2024
24.06. – 27.06.2024 | Klimabiennale | Fifth, left on paper (…) | Kunstraum Flat1 | Vienna (at)

Leberkäse, tätowiert
12 x 12 x 7 cm
Eine Leberkassemmel vermittelt mit ihrer Bezeichnung etwas anderes zu sein, als sie eigentlich ist; mehr Inhalt zu haben, als sie tatsächlich hat. Leber ist schon lange keine mehr drin und Käse sowieso nicht. Der Wortebene wird eine bestimmte Inhaltsebene zugeordnet, die aber nicht real ist.
Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipisici elit, sed eiusmod tempor incidunt ut labore et dolore magna aliqua. […] Auch wenn er nicht darauf ausgelegt ist, ruft dieser Text eine Assoziation hervor, die der Leberkassemmel auf der Wortebene, nicht aber in Bezug auf ihre Erscheinungsform gelingt. Obwohl der Text keinen Inhalt hat, fällt es leicht, ihm aufgrund seines bedeutungsvoll wirkenden Erscheinungsbilds einen ebenso bedeutungsvollen Inhalt zu unterstellen. Jemand, der nicht weiß oder erkennen kann, dass es sich um einen nichtssagenden Platzhaltertext in einer nicht existierenden Sprache handelt, vermutet Inhalt in ihm. Da der Text aber keine verwertbaren sprachlichen Daten liefert, hat er keine Inhaltsebene. Wenn sich jemand der Sprachmittel, derer sich das Gegenüber bedient, nicht bewusst ist, liegt ein Miss- oder Unverständnis auf allen Ebenen also nahe.
So ergeben viele Redewendungen, wenn man sie wörtlich nimmt, oft keinen Sinn; sie bedürfen idiomatischen Vorwissens und eines kulturellen Referenzrahmens. Wenn sie aber im Kontext mit einem direkten Objektbezug auftauchen, landen sie möglicherweise auf einer ganz anderen Inhaltsebene.
„Mimikry“ ist ein Nachdenken über Sein und Schein im Kontext von Sprache und der sprachlichen Relativität bei der Interpretation der außersprachlichen Wirklichkeit.


